In Konflikten scheinen die Positionen der Kontrahenten häufig unvereinbar. Diese Positionen werden in Form verbalisierter Standpunkte ausgetragen. Hinter diesen Konflikten liegen jedoch Interessen und Bedürfnisse, die in der Regel offengelegt werden müssen, um Konflikte konstruktiv und nachhaltig lösen zu können. Diese Interessen – also die Ziele und Absichten, die die Kontrahenten mit ihren Positionen verfolgen – werden in einem Konfliktgespräch häufig nicht verbalisiert. Die Kommunikation verbleibt dann weitgehend auf der Ebene der Positionen und es geht darum, eine möglichst starke zu erreichen, um letztlich den Konflikt zu „gewinnen“. Wenn dies der Fall ist, muss aber auch jemand anderes als „Verlierer“ verbleiben. Damit wird eine nachhaltige Lösung eines Konfliktes nahezu unmöglich. Für eine Konfliktlösung ist es erforderlich, über die Interessen an die zugrundeliegenden Bedürfnisse der Beteiligten zu gelangen.[1]
Die entscheidende Frage zur Konfliktlösung lautet, wie diese Bedürfnisse aller Beteiligten möglichst umfassend berücksichtigt und befriedigt werden können. Dadurch wird eine „niederlagenlose Konfliktlösung“[2] möglich.
Dabei sind Ich-Botschaften sehr hilfreich. Sie verringern das (potenzielle) Abwehrverhalten des Empfängers und erleichtern es, die Interessen oder sogar dahinter liegenden Bedürfnisse zu offenbaren. Marschall B. Rosenberg hält es für eine „gewaltfreie Kommunikation“ u.a. für entscheidend, zum einen die eigenen Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen und zum anderen die des anderen: „Lernen Sie, auf Bedürfnisse zu hören, egal, wie Menschen sich äußern.“[3] Um sich über Bedürfnisse austauschen zu können, kann es hilfreich sein, zunächst Gefühle zu benennen und diese mit einem Bedürfnis zu verknüpfen: „Ich fühle …, weil ich …“[4]
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[1] Vgl. M. Leiß / P. Kaeding: Mediation an Schulen: Ein Trainingsprogramm. Hamburg 1997, S. 69.
[2] Gordon, Thomas (2012): Familienkonferenz: Die Lösung von Konflikten zwischen Eltern und Kind. München.
[3] Rosenberg, Marshall B. (2016): Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens. 12., überarb. u. erw. Aufl., Paderborn, S. 160.
[4] Ebd., S. 61.
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